Der Wunsch #StaySafe oder #StayHome klingt für obdachlose Menschen wie ein Witz, denn sie wünschen sich vielmehr #LetMeBeSafe. Hilf mit, dass wir als Gesellschaft Bedingungen schaffen, damit obdachlose Menschen wieder ein Zuhause haben.

Wir haben für dich hier auf dieser Seite bewusst viele Infos zusammengestellt, da wir dich gerne fortlaufend und umfassend über Lösungsansätze für Obdachlosigkeit („Recht auf Wohnen“) informieren möchten und wir zeigen dir, wie du aktiv werden kannst. Schreibe uns gerne dein Feedback 🙂 

Jedem obdachlosen Menschen ein Zuhause – Wohnen ist ein Menschenrecht!
#LetMeBeSafe

Wort-Bedeutung von „Zuhause“

Wohnung, in der jemand zu Hause ist (und sich wohlfühlt)
– kein Zuhause haben (keine Wohnung, keine Familie haben, in der man geborgen ist)
Quelle: Duden

Mehr Informationen wie du jetzt aktiv werden kannst, findest du weiter unten auf dieser Seite.

Wohnen ist ein Menschenrecht | Der UN-Sozialpakt

Die Menschenrechte stehen jedem Menschen zu. Sie sind unveräußerlich und können niemandem abgesprochen werden. Menschenrechte müssen nicht verdient werden, und sie gelten unabhängig vom Aufenthaltsstatus.

Das Recht auf Wohnen bedeutet mehr als nur ein Dach über dem Kopf zu haben. Der UN-Sozialpakt zeigt, dass zu einem angemessenen Lebensstandard viele Dinge erfüllt sein müssen. Hier der dazugehörige Artikel 11, Absatz 1:

„(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf einen angemessenen Lebensstandard für sich und seine Familie an, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung und Unterbringung, sowie auf eine stetige Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Vertragsstaaten unternehmen geeignete Schritte, um die Verwirklichung dieses Rechts zu gewährleisten, und erkennen zu diesem Zweck die entscheidende Bedeutung einer internationalen, auf freier Zustimmung beruhenden Zusammenarbeit an.“

Es gibt einen Ausschuss, der diese Rechte interpretiert und die Umsetzung des UN-Sozialpaktes prüft: Der UN-Ausschuss für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte. Wichtig zu wissen: In seiner vierten Allgemeinen Bemerkung weist der Ausschuss darauf hin, dass das Recht auf Wohnen wesentlich ist, aber in den wohlhabenderen Staaten nicht vollständig umgesetzt sei.

Jedes Land und seine Bedingungen sind unterschiedlich. Dennoch muss jeder Vertragsstaat seine Pflicht erfüllen und einen bezahlbaren Wohnraum verfügbar machen und entsprechend politische Maßnahmen ergreifen. Eine Wohnung ist dann angemessen, wenn sie ausreichend vor Kälte und Hitze schützt sowie Gesundheitsschäden verhindert. Die eigene Wohnung ist somit ein Schutzraum und dieser muss allen Menschen rechtlich zustehen.

Hier findest du mehr zur UN-Menschenrechtscharta und einem „angemessenen Lebensstandard“.

Dank der Gefahr der Corona-Pandemie hat sich 2020 etwas bewegt. Es sind nun einige obdachlose Menschen in verschiedenen Städten zeitweise in Unterkünften wie Hotels, Hostels und Jugendherbergen untergebracht. Aber was ist in wenigen Monaten? Werden obdachlose Menschen dann wieder aus den Zimmern geworfen, aus der geschützten Umgebung und landen wieder auf der Straße? Das können und dürfen wir nicht zulassen. Das ist unmenschlich.

Der Straßensozialarbeiter Johan Graßhoff vom Diakonischen Werk hat Anfang April 2020 Obdachlose in ein Hostel in Hamburg untergebracht – dank einer großzügigen Spende eines Unternehmens. Aber Graßhoff ist empört über die Verantwortungslosigkeit seitens der Hansestadt: „Ehrlich gesagt ist es doch ein Armutszeugnis für die Stadt Hamburg. Die Stadt Hamburg hat die Verantwortung sich zu kümmern. Die Stadt bekämpft seit Jahren nur die Symptome von Wohnungslosigkeit und vertritt eine alte und traditionelle Sichtweise von Wohnungslosigkeit. Das ist traurig und rückwärtsgewandt!“ 

Doch es gibt sie, die Lösungswege, die obdachlose Menschen vom Rand der Gesellschaft wieder in unsere Mitte holen.
Diese Möglichkeiten möchten wir euch hier aufzeigen und dafür gemeinsam aktiv werden, dass Kommunen, Länder und die Regierung diese zügig angeht. Denn Wohnen ist ein Menschenrecht!

Was du JETZT tun kannst

Kreiere deine Botschaft für obdachlose Menschen!

Schreibe deine Botschaft mit dem Thema „Recht auf Wohnen“ auf ein Pappschild und mache ein Selfie davon. Damit unterstützt du das drängendste Anliegen der obdachlosen Menschen und sensibilisierst die Öffentlichkeit dafür. Poste das Foto / Video dann auf deinem Kanal mit dem Hashtag #LetMeBeSafe und sende es gerne mit Angabe deiner Stadt an uns per E-Mail. Wir verbreiten es dann, damit es vielen Menschen erreicht. DANKE für deine Solidarität mit obdachlosen Menschen!

Beispiele, wie dein Foto aussehen kann, um obdachlose Menschen zu unterstützen.

#HotelsForHomeless

Während der akuten Phase der Corona-Pandemie ist es wichtig, dass obdachlose Menschen schnell in Hotels, Hostels, Jugendherbergen, u.ä. untergebracht werden. Daher haben wir im November 2020 unser Projekt #HotelsForHomeless gestartet. Doch ohne Unterstützung der jeweiligen Kommunen und Sozialbehörden funktioniert nichts. Deshalb müssen wir die zuständigen Personen zur Stellungnahme bitten. Kontaktiere deine Sozialbehörde und rufe zur sicheren Unterbringung obdachloser Menschen in deiner Stadt auf. Hier findest du eine Tabelle mit den Ansprechpartner*innen in deiner Stadt zu unserem Thema. Wir aktualisieren dieses Dokument fortlaufend.

Eine weitere Möglichkeit, um sich für das Recht auf Wohnen zu engagieren, ist der Berliner Mieterverein, der auf seiner Webseite „Wohnen ist Menschenrecht!“ Termine und Aktionen ankündigt. Er fordert:

  • Mieten müssen bezahlbar sein und bleiben!
  • Keine Verdrängung und Wohnungslosigkeit – Recht auf Wohnen umsetzen!
  • Nachhaltigen, bedarfsgerechten und sozialen Wohnraum schaffen!
  • Privatisierung und Spekulation stoppen – Gemeinwohl durchsetzen!

Mögliche Lösungen

Wir wollen gemeinsam mit euch Bedingungen schaffen, die die Obdachlosigkeit abschafft. Die Coronakrise kann auch eine Chance sein – jetzt ist die Zeit für Mitmenschlichkeit und um innovative Lösungen anzupacken.

Lösungsansatz: Housing First

Quelle: FEANTSA

Definition „Housing First“

„Im Unterschied zu anderen Programmen müssen sich die Obdachlosen bei diesem Ansatz nicht durch verschiedene Ebenen der Unterbringungsformen für unabhängige und dauerhafte Wohnungen „qualifizieren“, sondern können direkt in eine „eigene“ Wohnung ziehen. Das zumeist bestehende Stufenmodell, in dem ein Umzug zwischen verschiedenen Wohnformen vorgesehen ist (beispielsweise von wohnungslos zum Nachtquartier zum Übergangswohnen und dann erst in die eigene Wohnung) bedeutet zwar, dass auch hier am Ende die eigene Wohnung steht. Jedoch ist zumeist vorgesehen, dass mit dem Einzug in die eigene Wohnung auch die Unterstützung endet.

Das ist bei Housing First anders: Die Unterstützung wird bedarfsgerecht in der eigenen Wohnung kontinuierlich angeboten. Zudem wird auch keine Abstinenz von Alkohol oder anderen Substanzen als Voraussetzung verlangt. Unterstützung und Programme können in Anspruch genommen werden, sind aber nicht verpflichtend. Der Ansatz basiert darauf, dass eine obdachlose Person oder Familie als erstes und wichtigstes eine stabile Unterkunft braucht und andere Angelegenheiten erst danach angegangen werden sollten. Die meisten anderen Programme arbeiten hingegen mit einem Modell der „Wohnfähigkeit“, was bedeutet, dass andere Probleme, die zur Wohnungslosigkeit geführt haben, zuerst behoben werden müssen.“
Quelle: Wikipedia

Aktiv werden | Housing First

Informiere dich umfassend über „Housing First“, zum Beispiel durch den „Housing First Guide Europe“ in deutscher Sprache.

Der „Housing-First-Fonds“ sucht Kooperationspartner*innen und du hast die Möglichkeit das Ganze mitzufinanzieren durch den Kauf von Kunst oder du kannst dafür direkt spenden: „Der Housing-First-Fonds versetzt Organisationen der Wohnungslosen­hilfe aus ganz Nordrhein-Westfalen in die Lage, den in Deutschland noch wenig verbreiteten, aber sehr vielversprechenden Housing-First Ansatz selbst umzusetzen. Mit den Mitteln des Fonds werden Finanzierungsgrundlagen zum Ankauf von Wohnungen geschaffen.“

Housing First | Beispiele aus Deutschland

UPDATE, 05.11.2021
Die Stadt Hamburg will ab kommenden Sommer Housing First einführen. Dafür sucht die Sozialbehörde jetzt Betreiber*innen für das Modellprojekt.
Wir planen mit „StrassenBLUES impact“ ein ganzheitliches Konzept, das WOHNEN, ARBEITEN und BEGEGNEN umfasst. Dafür haben wir zunächst das Crowdfunding Homes for Homeless gestartet.

UPDATE, 08.11.2021
Die Stadt Hamburg reagiert und kauft ein Hotel für obdachlose Menschen – #HotelsForHomeless jetzt offiziell in unserer Hansestadt: „Schon lange fordern Verbände, Hilfsorganisationen und Vertreter der Kirche, dass sich Hamburg beim Winternotprogramm menschlicher zeigt und eine Strategie entwickelt, um Menschen von der Straße in Wohnungen zu bekommen. Jahrelang versuchte die Stadt beim Winternotprogramm wenig Komfort zu bieten. Das Ziel war klar: Möglichst unattraktiv wirken, damit keine weiteren Obdachlosen nach Hamburg kommen. Jetzt der Paradigmenwechsel.“
Hamburger Morgenpost

Eine wunderbare, gemeinsame Botschaft von den Kölner Gabenzäunen.

Lösungsansatz: Bedingungsloses Grundeinkommen

Definition „Bedingungsloses Grundeinkommen“

„Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist ein sozialpolitisches Finanztransferkonzept, nach dem jeder Bürger – unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage – eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche vom Staat ausgezahlte finanzielle Zuwendung erhält, ohne dafür eine Gegenleistung erbringen zu müssen (Transferleistung). Es wird in Finanztransfermodellen meist als eine Finanzleistung diskutiert, die ohne weitere Einkommen oder bedingte Sozialhilfe existenzsichernd wäre – in Form eines Bürgergelds.“
Quelle: Wikipedia

Aktiv werden | Bedingungsloses Grundeinkommen

In Finnland gab es ein Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen. Das Ergebnis: Das Grundeinkommen mache nicht produktiver, aber glücklicher.

Informiere dich auch über dieses Thema umfassend, bevor du aktiv wirst. Zum Beispiel über Lösungsansätze wie die des Vereins „Sanktionsfrei“, der für Hartz-IV-Beziehende eine Lösung außerhalb des Sozialhilfesystems sucht und sie beim bedingungslosen Grundeinkommen mitmachen lassen möchte: „Wir machen aus Hartz 4 eine echte Grundsicherung, in dem wir Sanktionen einfach ausgleichen. Mithilfe von Kampagnen arbeiten wir an unserer Vision für eine bedingungslose Grundsicherung.“ Schau dir dazu auch gerne die dazugehörige bundesweite Studie HartzPlus an. 

Du kannst auch die Idee von „Mein Grundeinkommen“ unterstützen: „Die Idee des Grundeinkommens ist, dass alle Menschen eines Landes von der Geburt bis zum Tod jeden Monat vom Staat so viel Geld erhalten, wie sie zum Leben benötigen. Einfach so, als Grundrecht. Ohne, dass sie dafür etwas tun müssen. Ohne, dass es ihnen gestrichen werden kann. Eben bedingungslos.“ Auch hier ist eine groß angelegte Studie zur Wirkung des Bedingungslosen Grundeinkommens auf Mensch und Gesellschaft geplant. Das Pilotprojekt soll 2020 starten.

Spanien führt Grundeinkommen wegen Corona-Krise ein

„Bis zu 2,5 Millionen Menschen sollen mindestens 462 Euro monatlich erhalten. Die Regierung will so gegen Armut vorgehen. Bedingungslos ist die Auszahlung aber nicht.“
Quellen: ZEIT, SPIEGEL

StrassenSTIMMEN

Hier lassen wir obdachlose Menschen zu Wort kommen.

Du willst gemeinsam mit uns aktiv werden?

Du willst mit uns Lösungsansätze mit deinen Ideen, Fähigkeiten und Engagement erarbeiten und umsetzen? Dann schreibe uns eine E-Mail. Melde dich auch sehr gerne bei uns, wenn du konstruktives Feedback zu dieser Seite hast. Wir freuen uns, dich kennenzulernen und mit dir gemeinsam zu wirken, um uns in diesen Zeiten für die Schwächsten in unserer Gesellschaft umfassend einzusetzen! 🙂

Wir freuen uns sehr, dass unser Projekt #LetMeBeSafe im bundesweiten Wettbewerb Sozialkampagne mit dem ersten Platz ausgezeichnet wurde.

© Eine Aktion von StrassenBLUES e.V. & Pfand gehört daneben | Fotos: David Diwiak | Logo: Ben Pehl | Webseite: Nikolas Migut | Social Media: Nikolas Migut & Vanessa Gobert | Leitung: Nikolas Migut & Pascal Fromme | Erstveröffentlichung der Seite am 10.04.2020