Ein Lösungsansatz kommt von der Berliner Bahnhofsmission am Zoo – vorgestellt von deren Leiter Dieter Puhl: 

Hilfe für die Hoffnungslosen: Die “Mobile Einzelfallhilfe”

Die Mobilen Einzelfallhelfer widmen sich besonders gezeichneten, obdachlosen Menschen, die sich selbst schon lange aufgegeben haben und die auch von anderen längst aufgegeben wurden. Es sind die sogenannten „Nicht-Wartezimmer-Tauglichen“, die gesellschaftlich „Ver-Rückten“, die „Unsichtbaren“, die „stillen Suizidanten“, die sich immer mehr auflösen bis am Ende noch nicht einmal eine Erinnerung an sie übrig bleibt.

Jana Grösche ist im Team der „Mobilen Einzelfallhelfer“.

Die Mobile Einzelfallhilfe, ein Projekt der Berliner Stadtmission, ihr Heimathafen ist die Bahnhofsmission Zoologischer Garten, bietet eine dringende Antwort auf die Erfahrungen und Begegnungen mit den wachsenden Zahlen wohnungs- und obdachloser Menschen mit immer stärkeren individuellen körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen. Kommt der Mensch nicht zum Hilfesystem – sollte sich das Hilfesystem auf dem Weg zu ihm machen.

Dieter Puhl hat die „Mobile Einzelfallhilfe“ 2011 gegründet.

Eine kurze Geschichte aus meinen Erlebnissen als Sozialarbeiter: Fünf Jahre lang sprach ich eine Frau als Streetworker auf der Straße an, sie schaute fünf Jahre lang noch nicht einmal hoch. Zog aber dann doch zu uns ins Betreute Wohnen und erst nach einem Jahr und nicht am Schreibtisch, sondern nachts um 1 Uhr nach einem Badeausflug im VW-Bus, erzählte sie mir, sie ist bis zu ihrem drittem Lebensjahr von ihrem Vater, ihrem Großvater und ihren beiden Brüdern sexuell missbraucht worden; kam dann in eine Pflegefamilie und alles war gut, heiratete mit 18, wurde Mutter, es war ein hübscher kleiner Junge, der gelegentlich aber laut schrie. Deshalb warf der Vater ihn nach drei Monaten aus dem 8. Stock auf die Straße. Wie lange brauchen wir, um das Vertrauen eines Menschen zu gewinnen? Wie lange dauert es, massive Missbräuche und Traumatisierungen heilen zu lassen?

Claudia Haubrich betreut den Obdachlosen Ben über einen längeren Zeitraum.

Das Projekt der Mobile Einzelfallhilfe finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Zu den derzeitigen Unterstützern gehört insbesondere die Deutsche Bahn Stiftung. Einige Menschen erarbeiten sich so eine andere, bessere, stabile Lebenswirklichkeit. Unser Personalschlüssel reicht aber bei weitem nicht aus. Das Projekt benötigt zusätzliche Fachkräfte, derzeit sind es drei Einzelfallhelfer, um der steigenden Zahl hilfebedürftiger Menschen in Berlin gewachsen zu sein und adäquate sowie nachhaltige Fürsorge leisten zu können. Eine skurrile Berechnung, aber sie trifft zu, das langzeitige Retten eines Menschenlebens kostet ca. 2.000 Euro. Weniger hilft aber auch!!!

Kommt vorbei, schaut euch das Projekt (Standort: Bahnhofsmission Zoologischer Garten) an, informiert euch bitte vor Ort. „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Der Text geht aber weiter. „Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.“ (Mt 25,31-46)

Falls ihr die “Mobile Einzelfallhilfe” unterstützen wollt, findet ihr hier die Möglichkeit zu spenden:

Kontoinhaber: Verein für Berliner Stadtmission
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE63 1002 0500 0003 1555 00
BIC: BFSWDE33BER
Verwendungszweck: „Mobile Einzelfallhilfe“

© Text & Fotos: Stadtmission Berlin | Foto Header: Christian Spies